Liebe Kaffeeliebhaber und -liebhaberinnen,
es ist eine Regel, die vielen von uns schon einmal begegnet ist, besonders wenn wir uns in Italien aufhalten: “Kein Cappuccino nach 11 Uhr.” Doch warum ist diese scheinbar strikte Regel in der italienischen Kaffeekultur so wichtig? Als leidenschaftlicher Kaffeeexperte und Barsista mit über 15 Jahren Erfahrung im Kaffeehandel, möchte ich, Claudio Brunetti aus Nürnberg, Ihnen in diesem Blogartikel einen Einblick in die Gründe hinter dieser Tradition geben.
Die italienische Kaffeekultur ist weltweit bekannt und geschätzt. Sie zeichnet sich durch ihre Einfachheit, Qualität und Tradition aus. Jedes Detail, von der Auswahl der Bohnen bis zur Zubereitung, wird mit äußerster Sorgfalt behandelt. Und genau diese Hingabe zum Kaffee spiegelt sich auch in der Art und Weise wider, wie Kaffee zu verschiedenen Tageszeiten genossen wird.
Die Morgenroutine: Espresso und Milchkaffee

In Italien beginnt der Tag oft mit einem Espresso, einem starken und konzentrierten Kaffee, der in kleinen Mengen genossen wird. Diese Tradition geht auf die Idee zurück, dass ein schneller Espresso dem Körper den nötigen Koffeinkick gibt, um den Tag zu beginnen, ohne den Magen zu belasten. Milchkaffees wie Cappuccino oder Latte Macchiato hingegen werden traditionell als Frühstücksoption angesehen, die den Körper mit Energie versorgen.
Die Regel nach 11 Uhr spätestens 12 Uhr ist Teil der Essenskultur
Warum aber endet die Cappuccino-Zeit in Italien um 11 Uhr bzw. allerspätestens um 12 Uhr? Der Grund hierfür liegt in der italienischen Vorstellung von Verdauung und dem Timing von Mahlzeiten. Italiener glauben daran, dass Milchprodukte die Verdauung verlangsamen können. Ein Cappuccino, der bekanntermaßen aus Espresso und Milch besteht, wird daher als morgendliche Option betrachtet, um den Magen für den Tag vorzubereiten.
Nach dem Mittagessen steht der Genuss von Espresso im Mittelpunkt. Es wird angenommen, dass das Koffein im Espresso die Verdauung unterstützt und dem Körper hilft, sich nach einer Mahlzeit zu erholen. Ein Milchkaffee wie Cappuccino könnte diesen Prozess beeinträchtigen, daher wird er nach 11 Uhr, spätestens 12 Uhr, vermieden.
Die Bewahrung der Tradition
Die italienische Kaffeekultur ist tief in der Geschichte und Tradition des Landes verwurzelt. Diese Regeln und Gepflogenheiten sind ein Teil des Alltags und werden von Generation zu Generation weitergegeben. Italiener schätzen die Balance zwischen Genuss und Gesundheit, und diese Balance spiegelt sich auch in ihren Kaffeegewohnheiten wider.



Als Kaffeehändler aus Nürnberg kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass die italienische Kaffeekultur viele inspirierende Aspekte hat. Der Fokus auf Qualität, Genuss und die richtige Zubereitung sind Werte, die wir auch in unseren Kaffeeprodukten schätzen und weitergeben. Die Geschichte des Kaffees ist reichhaltig, und jedes Land bringt seine eigene einzigartige Perspektive und Tradition in die Kaffeewelt ein.
Insgesamt zeigt die Regel “Kein Cappuccino nach 11 Uhr” in Italien, wie eng Kultur, Tradition und Kaffeegenuss miteinander verwoben sind. Diese Regel mag für einige außerhalb Italiens seltsam erscheinen, aber sie ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie der Kaffee nicht nur ein Getränk ist, sondern ein wichtiger Teil des Lebens und der Kultur.
In diesem Sinne lade ich Sie ein, die italienische Kaffeekultur zu entdecken und vielleicht die Cappuccino-Regel selbst auszuprobieren, um die Gründe dahinter besser zu verstehen. Denn Kaffee ist nicht nur ein Getränk, sondern eine Reise durch Geschichte, Tradition und Geschmack. Die Vielfalt der Reaktionen auf das virale Video, das eine stoische Italienerin auf einer römischen Piazza zeigt, die ein Schild mit der Aufschrift “Bitte keinen Cappuccino nach zwölf” hochhält, unterstreicht die kulturelle Bedeutung dieser Regel. Das Video, das auf dem TikTok-Kanal @romeitalytravel veröffentlicht wurde, hat mit fast 16 Millionen Views eine breite Aufmerksamkeit erregt.
Die Caption des Videos lautet: “Nur Italiener würden das verstehen” und wird von der typischen italienischen Handgeste begleitet. Die Reaktionen der umstehenden Kellner, die dem “Cappuccino-Protest” mit einem Schmunzeln zuschauen, bestätigen diese Sichtweise. Das Video hat inzwischen über 1,5 Millionen Likes und mehr als 10.000 Kommentare gesammelt. Während einige deutsche User*innen erstaunt oder vielleicht sogar ertappt reagierten, riefen andere direkt zur Gegenbewegung auf. Ein User kommentierte: “Geht es noch? Wer will mir denn vorschreiben, wann ich Cappuccino trinken soll?” Ein anderer teilte seine persönlichen Erfahrungen: “Ich war in einem italienischen Restaurant und wollte vor dem Essen einen Cappuccino trinken, aber die Reaktionen waren mehr als überrascht.” Und der User @BongoCat schlug eine humorvolle Reaktion vor: “Wie ihr uns, so wir euch” und forderte die Einführung einer “Kein Bier vor vier”-Bewegung.
Diese Diskussionen und Reaktionen verdeutlichen die Faszination, die die italienische Kaffeekultur auslöst, sowie die Art und Weise, wie Traditionen und Gewohnheiten den Alltag der Menschen prägen. Letztendlich geht es bei der “Kein Cappuccino nach 11 Uhr”-Regel nicht nur um die richtige Verdauung, sondern auch um das Eintauchen in eine Kultur, die eine tiefe Liebe und Respekt für das Kaffeegenießen verkörpert.
Genussvoll grüßt,
Claudio Brunetti
Kaffeeexperte und Barsista aus Nürnberg